Den Karlsplatz und Aspern verbindet bislang nicht viel mehr als die U-Bahnlinie U2. Der Karlsplatz im Zentrum Wiens, eine etablierte Kulturzone und Verkehrsknotenpunkt hat wenig gemeinsam mit Aspern, dem verlassenen Flugfeld, der Brachfläche, wäre da nicht der Traum von der Seestadt Aspern, die in den nächsten 20 Jahren auf dem ehemaligen Flugfeld entstehen soll. Es werden hohe Ansprüche gestellt an die zukünftige Seestadt Aspern, soll sie doch der Inbegriff zeitgenössischen Lebens werden. Das Versprechen des neuen Bezirks ist ja auch klar: Vor dem Haus die vibrierende Großstadt und nach hinten raus der grüne Garten. Aspern will „Wohnen und Arbeiten, Stadt und Natur, Gesellschaft und Freizeit unter einen Hut bringen.“ Aspern möchte „viele Generationen und Lebensstile unter einem Dach vereinen.“ Aspern will auch eine „open minded city“ sein. So steht es zumindest auf der Projektwebseite www.seestadt-aspern.at.
So ganz glauben möchten wir das aber nicht, denn: „…in der Planung spricht aspern Menschen an, die urban und bewusst leben möchten. Die das Heute genießen und sich am Morgen orientieren“ (www.seestadt-aspern.at). Das heißt dann übersetzt so etwas wie Lifestyle Of Health And Sustainability. Oder auch LOHAS genannt. Junge Besserverdiener, die sich für ökologisch-verantwortungsbewusst halten, aber alles andere als einen breiten Gesellschaftsquerschnitt präsentieren. Anders gesagt: in der Seestadt sind die Schönen und Reichen mal schön unter sich. Und da sich so viele vielverheißende Stadtbauprojekte, dann doch eher steril, homogen und langweilig präsentieren, beschäftigen wir uns in dem Projekt „Eutopia“ mit Stadtutopien, New Towns und Retorten. Wir stellen eine Verbindung her zwischen dem Karlsplatz im lebendigen Zentrum Wiens und Aspern, der perfekten Vision am Rande der Stadt.
Die künftigen Bewohner fliehen vor dem Dreck und Lärm, den Reibungen mit anderen sozialen Schichten. Als Sinnbild für all diese unerwünschten Elemente, die in der Stadt-Utopie keinen Platz haben werden dient uns das jetzt am Flugfeld wuchernde Unkraut, das ebenso weichen muss. Auch am Karlsplatz geht es um die Entfernung unerwünschten sozialen Randschichten aus unserem Stadtbild. Die Installation zeigt wie auch Unkraut Geist und Seele beleben kann. Sie soll ein Stein des Anstoßes sein, der neue Gedanken in Gang bringen kann. Ebenso wie eine Verunreinigung einen Kristallisationskeim bilden kann, entzündet sich an dem sogenannten Dreck in unserer Gesellschaft kreatives Potential. Die Installation erinnert uns daran, dass die zu perfekten Modelle unserer Gesellschaft auf Dauer nicht funktionieren, denn: Unkraut vergeht nicht!
Dieses Porjekt habe ich gemeinsam mit Christiane Hapt, Michael Liszt und Larisa Kocubej im Rahmen einer Veranstaltung von PRINZGAU/podgorschek durchgeführt und es wurde auf der Jahresausstellung Essence 2013 der Universität für angewandte Kunst präsentiert. Die Fotos der Pflanzentransplantation hat Christine Hapt gemacht und das Foto der Installation hat Sandra Bamminger aufgenommen.